Die Natur lebt auch im Winter. Es gibt zwar Schmetterlinge, die wie Vögel die kalte Jahreszeit im Süden verbringen. Das ist zwar sehr faszinierend, dass so fragile Wesen tausende von Kilometern zurücklegen, doch um diese sollen es heute nicht gehen. Ich möchte euch heute lieber ein paar Hinweise geben, wie man auch Schmetterlinge finden kann, wenn noch nicht die benötigten Temperaturen erreicht sind für das schöne Flugwetter.
Zyklus
Alle Tagfalter starten als Ei, schlüpfen dann als Raupe, verpuppen sich und schlüpfen dann als Falter, die dann wieder mit Eier legen den Zyklus für die nächste Generation starten.
Eier suchen im Winter
Es gibt viele Falter, die als Ei überwintern, um dann im Frühling als kleine Raupe zu schlüpfen. Mit etwas geübten Augen findet man diese Eier. Die meisten Arten sind auf eine Pflanze spezialisiert. Das heisst, wenn man ein Ei eines Birkenzipfelfalters (Thecla betulae) finden möchte, sollte man am Schwarzdorn (Prunus spinosa) suchen. Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lassen würde.
Birkenzipfelfalter an sonnigem Schhwarzdorn
Die Eilein des Birkenzipfelfalters (Thecla betulae), oft auch Nierenfleck genannt, sind nur etwa 1 Milimeter gross, aber da sie weiss sind und das Holz doch sehr dunkel, leuchten sie bei genauem Hinsehen schon fast.
Der weisse „Punkt“ in der Bildmitte ist das Ei eines Birkenzipfelfalters, typischwerweise am Ansatz eines Kurztriebs des Schwarzdorns, oft an einem sonnigen Plätzchen. Bild von Jessica Käser.
Hier ein Ei des Birkenzipfelfalters im Detail, Fotograf: Bernd Krüger bkmakro.de
Diese Art ist nicht selten, trotzdem sieht man sie nicht häufig. Sie scheint sich lieber in den Baumkronen aufzuhalten als auf unserer Augenhöhe. Deshalb ist der Nachweis im Winter auch so wichtig.
Pflaumenzipfelfalter an schattigem Schhwarzdorn?
Das Ei des Pflaumenzipfelfalters (Satyrium pruni) ist mehr reifenförmig als das Ei vom Birkenzipfelfalter. Foto von Daniel Müller
Auch den Pflaumenzipfelfalter kann man im Winter dank der Eiersuche nachweisen. Er ist aber deutlich seltener und deshalb auch schwieriger zu finden. Je nach Literatur heisst es, dass die Eier eher an schattigen Orten an den Schwarzdorn gelegt werden. Andere haben die Eier auch schon an besonnten, blühfähigen Hecken gefunden. Deshalb lohnt es sich doch, die Eiform etwas genauer zu studieren. Eine Lupe ist da auf jeden Fall hilfreich.
Gefährdung
In der Schweiz gilt der Pflaumenzipfelfalter als verletzlich. Was das bedeutet, habe ich in diesem Beitrag erklärt:
Weitere STrategien
Das Hibernarium des Kleinen Eisvogel. Foto von Daniel Müller
Der Kleine Schillerfalter überwintert auch als Raupe, aber ungeschützt. Aufnahme aus Hemmenta. Schaffhausen. (Foto von Jessica Käser)
Andere Arten, andere Strategien!
Es gibt für jedes Stadium des Entwicklungszykluses eine Überwinterungsstrategie. Die Variante zur Überwinterung als Ei sind schon zwei Beispiele aufgeführt.
Variante Flucht
Eine naheliegende Art ist, in den Süden zu ziehen. Das finde ich für Vögel schon beeindruckend. Doch dass es so kleine, fragil wirkende Insekten über die Alpen schaffen, ist doch unglaublich! Teilweise wandern sie zwar in mehreren Generationen, trotzdem ist diese Strategie bemerkenswert. Zum Beispiel der Distelfalter (Vanessa cardui) macht das. Interesasnterweise hat man festgestellt, dass immer mehr Admirale (Vanessa atalanta) nicht mehr den Winter auf der Alpensüdseite verbringen. Das ist wahrscheinlich eine Auswirkung des Klimawandels, der generell zu milderen Wintern führt. Bleiben sie auf der Alpennordseite, überwintern sie allerdings als Ei oder Raupe. Als Falter ist es ihnen dann wohl doch zu kalt.
Variante Falter
Es gibt Schmetterlinge, die überwintern als Falter. Dazu verstecken sie sich in der Regel irgendwo. Zum Beispiel in Laub oder sogar mal in einem Fensterladen, oft sogar in Kellern oder anderen Hausritzen. Zum Beispiel das schöne Tagpfauenauge (Aglais io) oder der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) überdauern den Winter so.
Variante Raupe
Nochmal andere Arten überwintern als Raupe. Der Kaisermantel (Argynnis paphia) oder der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia). Die Raupenphase ist bei diesen Arten sehr lang. Der Kleine Schillerfalter schlüpft teilweise schon Mitte Juli als Raupe aus dem Ei und verpuppt sich erst ab Mitte Mai. Das sind immerhin 10 von 12 Monaten als Ei (Quelle: Kleiner Schillerfalter)
Hibernarien
Das ist eigentlich auch eine „Variante Raupe“. Zum Beispiel bildet sich der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla) eine Kammer aus einem Blatt, in dem die Art als Raupe überwintern kann. Sie hält sich dabei relativ strikt an das Rote Geissblatt (Lonicera xylosteum). Mit einem etwas geschulten Auge kann man diese Hibernarien im Winter finden.
Variante Puppe
Natürlich gibt es auch Arten, die im verpuppten Stadium überwintern. Zum Beispiel der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) verbringt nur etwa 6 Wochen im Jahr nicht als Puppe. Die Verpuppung findet teilweise bereits im Juni statt, geschlüpft wird meist etwa im Mai.